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Mobihelfer – Wenn alle eine Reise tun

Sie stehen am Reiseanfang, am Ende – und sorgen für ein gutes Gefühl dazwischen: die Kundenassistenten am Bahnhof Bern, die Zugreisende mit eingeschränkter Mobilität unterstützen. Von Brückenhelfern, die den Alltag anderer erleichtern.

Sie sind Blickfänger, die kaum jemand sieht. Die meisten Fahrgäste eilen am knallgelben Getriebe vorbei, als stünde es nicht hier. Und doch wissen einige genau, was es mit der auffälligen Mechanik auf sich hat – jene Menschen, die ohne sie nicht mobil wären. «Das ist einer unserer Mobilifte», sagt Daniel Schwarz und zieht am Hebel, der die Rampe herabsinken lässt. Er und seine Mitarbeitenden lassen sie ausfahren, wenn ein Zugreisender im Rollstuhl ein- oder aussteigen will. Hier im Bahnhof Bern braucht es die Lifte oder die kleineren Faltrampen besonders. Die Einstiege sind wegen der Kurvenlage hoch und die Türabstände darum weit – sodass Rollstuhlfahrende sie nicht alleine bewältigen können.

Hinter dem Service für Menschen mit eingeschränkter Mobilität steckt ein erprobtes System. Kundinnen und Kunden melden ihre Route bis eine Stunde vor der Reise kostenlos beim SBB Call Center Handicap in Brig, dortige Mitarbeitende leiten die Aufträge weiter an die verschiedenen Transportunternehmen in den Regionen. Das Team Service Bern, mit Leiter Daniel Schwarz und seinen 15 Kundenassistenten, nimmt die Reisenden überall in der Region in Empfang: An den Bahnhöfen zwischen Bern und Thun, bis nach Freiburg und ins Oberwallis. «Mobilität muss für alle möglich sein», so der Teamchef, «mit einer guten Planung stellen wir sicher, dass immer jemand vor Ort ist, wenn wir gebraucht werden.» Der Nutzen zeigt sich in einer Zahl: Rund 17'000 Mal sind die Berner Kundenassistenten letztes Jahr ausgerückt, das sind über 40 Einsätze täglich. In Zukunft dürften es einige weniger sein. Zahlreiche Bahnhöfe und Züge sind bereits angepasst für das barrierefreie Reisen, die meisten anderen sollen es nach Gesetz bis Ende 2023 sein. «Uns wird es aber weiterhin brauchen», sagt Daniel Schwarz klar, denn gerade der Bahnhof Bern sei punkto Umrüstung besonders herausfordernd.

Mehr als flüchtiger Kontakt

Für die Helfer in den leuchtenden Westen ist klar: Ihr Service ist nicht nur einer unter vielen. «Die Aufgabe stiftet Sinn und wird wirklich benötigt.» Das erfährt das Team um Daniel Schwarz immer wieder hautnah. Neben unregelmässiger Kundschaft bedienen sie Stammgäste, die teils täglich unterwegs sind. «Man lernt sich kennen, freut sich auf einen Schwatz. So ergibt sich ein Bezug zu den Menschen, der nicht nur flüchtig ist.» Die Hilfe für Mobilitätseingeschränkte sei Teil ihres Jobprofils, trotzdem würden sich manche Kunden extra bedanken. Daniel Schwarz erinnert sich an eine Frau aus Burgdorf, die ihren Dank jeweils zu Weihnachten ausdrückt – in Form eines hausgemachten Kuchens. Die Geste steht für Gleichheit auf allen Ebenen. Von der Mobilität sollen alle profitieren. Und auch von süssen Überraschungen.

Lebensqualität für unterwegs

Vanessa Leuthold, 28, reist oft mit dem Zug – und nutzt dafür die Reisehilfe der Kundenassistenten. Wie sie den Service im Alltag erlebt und was sie sich wünscht.

Vanessa Leuthold, wann zählen Sie auf die Unterstützung der Kundenassistenten?

Etwa dreimal in der Woche reise ich mit der S31 und dem Regio von Kehrsatz zur Arbeit nach Neuenburg, in diesen Bahnhöfen kann ich mit meinem Rollstuhl selbstständig ein- und aussteigen. Nicht aber am Bahnhof Bern, wo ich jeweils umsteige. Hier brauche ich Unterstützung, weil das Perron zu tief ist.

Wie erleben Sie den Umgang mit den Kundenassistenten?

Es ist ein toller Service, der mir zusätzliche Lebensqualität verschafft. Er ist aber auch wirklich nötig. Ohne die Hilfe wäre ich gar nicht in der Lage, an meinen Arbeitsplatz zu gelangen.

Was wünschen Sie sich, wenn Sie ans Reisen in der Zukunft denken?

Der Service der Kundenassistenten ist sehr wertvoll, aber es wäre schön, wenn ich in Zukunft noch selbstständiger reisen könnte. Noch sind nicht alle Bahnhöfe und Züge bereit für die barrierefreie Mobilität. Froh bin ich, dass mein Rollstuhl mit einem kleinen Elektromotor bestückt ist, so kann ich manche Hindernisse ohne Hilfe bewältigen.

 

Text: Marc Perler
Bilder: Aragorn Frey

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