Weltmarktführer am Ortsausgang
Die Garaventa AG in Uetendorf ist Teil einer Unternehmensgruppe, die im Seilbahnbau auf der ganzen Welt führend ist. Trifft man den Leiter ihrer Service-Werkstatt, wird schnell klar, warum er von einer «speziellen Branche» spricht.
Wenn Andreas Poschung mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern (9, 6) einen Ausflug macht, gilt folgender Grundsatz: «Wenns eine Bergbahn hat, fahren wir damit. Berge zum Wandern gibt es noch genug», sagt er und schmunzelt dazu. Der Mann hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht, so viel steht fest. Und er hat einen ungewöhnlichen Werdegang. Dazu später mehr.
Aufsehenerregende Projekte
Erst einmal besuchen wir den Ort, an dem er seine Leidenschaft ausleben kann. Fährt man von Uetendorf in den BLS-Zügen der S4 oder der S44 in Richtung Thun, sieht man das Firmengelände der Garaventa AG kurz nach der Abfahrt auf der linken Seite, mitten im Industriegebiet. Der Name ist vielen Berggängern ein Begriff. Das Unternehmen Garaventa geht ursprünglich auf Karl Garaventa zurück, der 1928 eine Materialseilbahn auf die Rigi baute. Einige Jahre später erfolgte die Gründung des Unternehmens Karl Garaventa’s Söhne für Seilbahn- und Maschinenbau, die international vor allem im Bereich der grossen Pendelbahnen tätig war.
2002 fusionierte das Unternehmen mit der österreichischen Seilbahnherstellerin Doppelmayr. Die Doppelmayr / Garaventa-Gruppe mit Hauptsitz in Wolfurt (Vorarlberg, Österreich) ist heute Weltmarktführer im Seilbahnbau, derzeit sind knapp 15 000 ihrer Anlagen in Betrieb. Sie beschäftigt weltweit rund 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bei der Garaventa in der Schweiz arbeiten knapp 400 Personen. Innerhalb der Gruppe ist Doppelmayr nach wie vor auf den Bau von Sessel- und Gondelbahnen spezialisiert, Garaventa steht in erster Linie für Stand-, Pendel- und Materialseilbahnen.
Aufsehenerregende Projekte der Gruppe gibt es einige: Dazu gehört etwa die 2012 am Stanserhorn montierte Pendelseilbahn «Cabrio», bei der Passagiere auch oben auf dem Dach an der frischen Luft stehen können. Oder die 136-Personen- Standseilbahn mit zylindrischen Wagenabteilen und Neigungsausgleich, die im Dezember als Zubringer zum Ferienort Stoos in Betrieb genommen wird.
«Jede Schraube kontrollieren»
Uetendorf mit gut 100 Mitarbeitenden ist einer von fünf Garaventa- Standorten in der Schweiz. Hier ist man spezialisiert auf die Bereiche Service und Unterhalt der mechanischen Komponenten, also zum Beispiel des «Verbindungsarms» zwischen der Kabine und dem Seil. Muss etwas schnell repariert werden, sind Mitarbeiter aus Uetendorf zur Stelle – vor allem in der näheren Umgebung, im Rest der Schweiz und ab und zu auch im Ausland. Uetendorf verfügt über ein enorm grosses Ersatzteillager, zudem werden die mechanischen Komponenten hier regelmässig einer Revision unterzogen: nach sechs Jahren einer kleinen, nach weiteren sechs einer grossen. «Dann wird jede Schraube kontrolliert», sagt Andreas Poschung, der in Uetendorf als Leiter der Service-Werkstatt 30 Angestellten vorsteht. Eine grosse Revision dauert in der Regel zwischen zwei und drei Wochen und muss natürlich zwingend in der Zwischensaison stattfinden. Was für die Mitarbeitenden in Uetendorf bedeutet, dass sie im Frühling und Herbst während je rund eineinhalb Monaten keine Ferien nehmen dürfen. «Das sind jeweils sehr intensive Wochen, an denen wir auch mal an Samstagen arbeiten», erläutert der 36-Jährige. Er muss dafür sorgen, dass «die Peaks ausgeglichen werden», also immer alle Arbeiten innert nützlicher Frist und in hoher Qualität erledigt werden.
In der Werkstatt in Uetendorf arbeiten vor allem Werksmonteure, Polymechaniker und Anlagebauer. Die Seilbahntechnologie erfordert einen hohen Spezialisierungsgrad, «sodass wir sehr daran interessiert sind, unsere Lernenden nach der Ausbildung zu behalten». Zu diesem Zweck bietet man ihnen in jungen Jahren die Möglichkeit, in der ganzen Welt auf Montage zu gehen. «Kommen sie dann mit einem grossen Erfahrungsschatz zurück und gründen eine Familie, können sie wieder bei uns in der Schweiz einsteigen.»
Anschauungsunterricht in Saas Fee
Andreas Poschnung hat allerdings einen anderen Weg beschritten. Er wuchs in Boltigen inmitten von Bergbahnen auf, was bei ihm früh die Faszination für die Technik weckte. Zuerst aber lernte er Käser. Dann arbeitete er bei den Bergbahnen in Gstaad: an der Kasse, dann im Rettungsdienst und schliesslich im mechanischen Unterhalt. Es folgten die Prüfung zum eidgenössisch diplomierten Seilbahnfachmann und ein Studium in Betriebswirtschaft. So holte er sich das Rüstzeug für die Arbeit bei Garaventa. Dort stieg er 2011 als Einkäufer ein, seit 2013 leitet er die Service-Werkstatt. Als solcher musste er 2015 den Umzug des Unternehmens von Gwatt nach Uetendorf planen und orchestrieren. Eine anspruchsvolle Aufgabe, «weil auch während des Umzugs immer alles reibungslos klappen musste».
Unlängst fuhr Andreas Poschung mit seiner Familie in Saas Fee mit dem Alpin Express. In der Zwischenstation Morenia lagen verpackte mechanische Teile, die eben bei ihnen in Uetendorf revidiert worden waren. «Natürlich habe ich ihnen alles erklärt. » Ob seine Töchter dereinst den gleichen Berufsweg einschlagen werden wie er, ist fraglich «und auch gar nicht nötig». Eine Leidenschaft konnte er ihnen allerdings schon mal vermitteln: «Ich bin grosser Fan des SC Bern – mit diesem ‹Virus› habe ich meine Töchter schon angesteckt.»
Text: Peter Bader
Bild: Manu Friederich
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