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Die gute Fee im Kambly Zug

Rosa Angeli hat in ihrem Berufsleben schon viel erlebt. Heute sorgt sie im Kambly Zug der BLS zwischen Luzern und Bern für die Verpflegung der Fahrgäste.

Wenn viele Pendler dem neuen Tag noch nicht ganz trauen, ist Rosa Angeli schon mittendrin. Bahnhof Luzern, morgens um 7 Uhr: Seit zwei Stunden arbeitet die 52-Jährige, jetzt steht sie an Gleis 5 und wartet auf den Kambly Zug. Ihre Aufgabe in der nächsten Stunde: Sie muss dafür sorgen, dass die Fahrgäste im RegioExpress zwischen Luzern und Bern etwas zu trinken und zu knabbern haben. Seit Herbst 2017 sind auf dieser Strecke beide Kamblykompositionen des Typs Lötschberger mit einer Verpflegungszone ausgerüstet, sodass sich die Fahrgäste nun mit süssen und salzigen Snacks, kalten Getränken, verschiedenen Kaffees, Tee und Suppen stärken können.

Dann fährt die erste der beiden Kamblykompositionen ein, die Selecta-Mitarbeiterin lässt die Fahrgäste aussteigen und fährt anschliessend im leeren Zug auf ein Abstellgleis. Dort hat sie Zeit, die Automaten zu überprüfen und aufzufüllen.

Auf der Hut sein

Rosa Angeli geht gerne «an die Front», dorthin, wo etwas läuft, sie mag den Umgang mit Menschen. Deshalb hat sie nach der Schule eine Verkaufsausbildung in der Migros absolviert. Und seither viel Erfahrung gesammelt: Sie hat lange in einem Tankstellen-Shop gearbeitet, auch im Schichtbetrieb in der Produktion einer Biscuit- Fabrik. Sie hat eine Tochter grossgezogen und auch in dieser Zeit immer nebenbei gejobbt. Seit 13 Jahren arbeitet sie für Selecta in Luzern und füllt Verpflegungsautomaten in Schulen, Banken oder Kaufhäusern auf. Gerade in Schulen, sagt sie, müsse man auf der Hut sein, weil die jungen Leute sie da ab und an in ein Gespräch verwickeln wollten, um hinter ihrem Rücken etwas aus dem Automaten zu stibitzen. Aber so schnell macht ihr heute keiner mehr etwas vor, bei vielen Menschen sehe sie auf den ersten Blick, wie deren Laune sei. Sie sagt: «Ich habe ein gutes Bild der Menschen, ich mag sie so, wie sie sind.»

Angebot kommt an

Und sie weiss sich zu helfen: Für die Aufgabe in den BLS-Zügen hat ihr Partner mit Sperrholz einen kleinen Wagen nach ihren Wünschen gezimmert. Klein und wendig musste er sein, gleichzeitig gross genug, um die Automatenprodukte darin zu verstauen. Dazu hat sie immer eine Sperrholzplatte mit dabei, die sie zwischen Perron und Zug legt und mit dem Wagen darüberrollt. Zuerst überprüft Rosa Angeli, ob alle Produkte noch frisch sind, füllt Fehlendes auf, reinigt die Automaten. Anschliessend fährt der Zug zurück in den Bahnhof, wo die zweite Kamblykomposition dazukommt. Bis zur Abfahrt in Richtung Trubschachen und Bern bleiben ihr 13 Minuten Zeit, um auch dort die Automaten zu überprüfen. Immer dienstags und freitags kommt so frische Ware in die Züge. Bis jetzt, sagt sie, werde das Angebot ziemlich rege genutzt.

Feierabend um halb drei

An der Arbeit für Selecta mag Rosa Angeli vor allem die Selbstständigkeit: «Höre ich nichts, ist alles in Ordnung.» An diesem Tag ist um halb drei Feierabend. Dann kehrt sie zurück in ihre Parterre-Wohnung mit dem Garten und den zwei Katzen. Sie liebt Luzern, ist sehr gerne zuhause. Nur einmal im Jahr verreist sie nach Italien zu ihren Verwandten, in die Nähe von Rimini, wo ihr Vater herkam und ihr Bruder heute lebt.

Text: Peter Bader
Bild: Anita Vozza

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