Knusprige Felchen aus dem Schiffenensee
Steigt man bei der Station Schwarzwasserbrücke aus dem Zug, ist es nicht zu übersehen: das Restaurant zur Schwarzwasserbrücke. Mit dem gepflegten Garten, der riesigen Terrasse, dem Fischteich und der Pit Pat-Anlage lädt es ein, auf eine Erfrischung oder ein Nachtessen einzukehren.
Goldene Frakturschrift auf weinrotem Grund, graue Balken, rote Fensterläden, die Tür aus hellem Holz: stattlich steht das Gebäude im Abendlicht. Schon vom Perron aus sehen wir in den Garten mit geschwungenen Hecken, blühendem Rosmarin und verschiedenen Rosen. Der Abend ist lau, die Terrasse gedeckt, deshalb nehmen wir statt im traditionellen, mit Holz ausgekleideten «Sääli» auf der grossen Terrasse hinter dem Haus Platz. Sie bietet rund 120 Gästen Platz, voll ist sie bei gutem Wetter am Sonntag, wenn die Leute auf Kaffee und einen Coupe einkehren oder bei einem der zahlreichen Feste und Bankette, die hier stattfinden. Heute Abend ist es angenehm ruhig unter dem rotweiss gestreiften hohen Zeltdach, das indirekt beleuchtet wird und die Szenerie so in ein gedämpftes Licht taucht.
Auf dem Tisch: regionaler Fisch
Die Gerichte auf der Speisekarte sind währschaft, Klassiker sind Kalbsschnitzel mit Pommes Frites, Rahmschnitzel oder Pastetli. Auch für vegetarische Gäste stehen mehrere Menüs zur Auswahl, die Kindermenüs füllen eine eigene Seite. Das Mittagsmenü kann sich sehen lassen: die 22.50 und in der vegetarischen Version 20.50 Franken schliessen auch Salat, Suppe, 3dl Mineral und Kaffee ein. Die Weinkarte ist überschaubar und besteht zu einem grossen Teil aus Weinen aus der Schweiz, ergänzt mit Bordeaux und ein paar Klassikern aus Spanien und Italien. Die Dessertkarte wartet mit klassischen Eisvariationen oder einem Caramelköpfli auf.
Wir wählen als Vorspeise sechs Schnecken in Rahmkräuterbutter (CHF 14.00), als Hauptgang gebratene Felchen mit Weissweinsauce und Reis (CHF 31.50) sowie Roastbeef mit gemischtem Salat (CHF 27.50). Als wir uns nach der Herkunft des Fischs fragen, klärt es die nette Bedienung sofort für uns in der Küche ab: Die Egli stammen aus dem Murten-, die von uns bestellten Felchen aus dem Schiffenensee. Das Wasser, in dem die Fische geschwommen sind, fliesst also nur wenige Kilometer von hier in Laupen mit dem Schwarzwasser zusammen, das wir von der Brücke aus bestaunen können.
Zarte Schnecken im Familienparadies
Die Schnecken werden in einem Extragefäss mit runden Einbuchtungen und einem Speziallöffel serviert, von dem wir auf Nachfrage sofort auch einen zweiten erhalten. Sie stammen aus Frankreich und die Konsistenz erinnert uns an gut zubereiteten Tintenfisch: meist sehr zart, ab und zu hat ein Stück etwas mehr Biss. Exzellent ist die Kräuterbutter, die wir mit dem dunklen Brot bis zum letzten Schlieren auftunken. Die Gäste rundherum bestellen vorwiegend das Schnitzel mit Pommes Frites oder sommerliche Salate, ein paar Mal schweben auch Pouletflügeli an unserem Tisch vorbei.
Die Einrichtung hier auf der Terrasse ist schlicht und funktional: bequeme Plastikstühle, ein rot gemustertes Tischtuch, eine Menage mit Aromat, Maggi und Pfeffer. Die Bedienung ist routiniert, freundlich und hat immer wieder Zeit für einen kurzen Schwatz. Ein riesiges Plus für Familien ist die Umgebung: direkt von der Terrasse aus zugänglich ist die Pit Pat-Anlage (eine Art Tisch-Minigolf), der Fischteich, ein Hühnergehege und ein Spielplatz mit Rutschbahn. Zwischen den Tischen ist genügend Platz, so dass sich alle frei bewegen und den Abend auf ihre Art geniessen können.
Im Winter tschechische Knödel
Der Hauptgang sieht schon sehr schmackhaft aus: Die drei Felchenfilets sind schön aufgeschichtet, mit Kresse dekoriert, Reis und Spinat erhalten ihren Farbtupfer durch Cherrytomaten und getrocknete Blütenblätter. Das Roastbeef ist in zwei grosszügigen Reihen angeordnet und mit einer farbigen Palette von Salaten (Rüebli, Sellerie, Randen, Blattsalat) garniert. Der Fisch ist knusprig angebraten, die Weissweinsauce mit etwas Safran sehr schmackhaft, der Blattspinat ist mit Knoblauch angereichert. Beim Roastbeef überzeugt vor allem das Fleisch und die Tartaresauce. Von allem bekommen wir mehr als genug: die Portionen sind so grosszügig bemessen, dass wir kein Dessert mehr bestellen, obwohl auf der Karte verschiedene Coupes locken.
Dafür kommt der Küchenchef Ales Kopca noch kurz an unserem Tisch vorbei. Er ist seit eineinhalb Jahren in der «Schwarzwasserbrücke», gekocht hat er «sein ganzes Leben». Beim Sprechen lacht er immer wieder: Er sei in Tschechien aufgewachsen, lebe seit gut fünf Jahren in der Schweiz und sei sehr gerne hier zuhause. Das Gastrokonzept der Schwarzwasserbrücke sei vor allem auf Schweizer Gerichte ausgelegt, die er auch gern zubereite. Das tschechische Essen sei oft etwas schwer, aber natürlich auch sehr lecker. «Zwischendurch nehme ich etwas Tschechisches auf die Karte – etwa Knödel aus Kartoffelteig im Winter», sagt Kopca und lacht sein typisches Lachen.
Text und Bilder: Mia Hofmann