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Schleiftöpfe Aussensicht
Für eine komfortable und sichere Fahrt müssen Bahngleise in einem guten Zustand sein. Um die durch den Verkehr entstehende Abnutzung auszugleichen, werden die Fahrbahn und insbesondere die Weichen regelmässig geschliffen. Diese Arbeit übernimmt bei der BLS ein neu formiertes Team mit einem aussergewöhnlichen Fahrzeug. Wir haben sie vor ihrem ersten Ernsteinsatz besucht.
Von Colin Cuvit
am 25.02.2025

Das Zweiwege-Schienenschleiffahrzeug wetzt frühmorgens über den Güterbahnhof in Thun. Während jeder Scrabble-Fan beim Ablegen des sperrigen Begriffs zittrige Hände bekäme, steuern die Maschinisten Marcel Wüthrich und Daniel Scherz vom BLS-Schleifteam das neuste Unterhaltsfahrzeug der BLS in aller Ruhe über das Gleis. Dies notabene von ausserhalb der Führerkabine, aber dazu später mehr. Denn die eigentliche Besonderheit des grünen Mobils  - das sowohl auf der Strasse als auch den Gleisen fahren kann  - wird gleich sichtbar: Die Funken sprühen bei den kleinen Rädern in alle Richtungen.

Header Weichenschleiffahrzeug

Schleifen will gelernt sein

Bei genauerer Betrachtung erkennt der Beobachter schnell, dass nicht die Räder die Funken verursachen, sondern die unten am Fahrzeug angebrachten Schleiftöpfe das darunter liegende Gleis schleifen. «Nach einer langen Projekt- und Ausbildungsphase konnten wir das neue Schleiffahrzeug ausgerechnet am Tag unseres Weihnachtsessens in Empfang nehmen.» bemerkt Christoph Nyffeler Teamleiter des BLS-Schleifteams freudig, während er die Arbeiten überwacht.
Während vor ihm die Funken sprühen, ergänzt der gelernte Schlosser:

«Die BLS ist das erste Bahnunternehmen der Schweiz, welches über ein eigenes Schienenschleiffahrzeug verfügt».

Nun an diesem eiskalten Mittwochmorgen nützen Wüthrich, Nyffeler und Scherz  - drei Bahn-Quereinsteiger übrigens  - den Übungseinsatz auf der gesperrten Güterzuganlage, um weitere wichtige Erfahrungen mit dem Gefährt zu sammeln.

Funken für Komfort und Sicherheit

Das Schienenschleifen ist faszinierend zu beobachten. Aber wozu braucht es das Gefährt überhaupt? Diese auf den ersten Blick eher unscheinbaren Tätigkeit ist im Bahnverkehr von grosser Wichtigkeit. Die Schleifarbeiten wirken sich nämlich unmittelbar auf den Komfort und die Sicherheit der Fahrgäste der BLS aus.

Egal ob unterschiedliche Zugmodelle, deren Gewicht und Geschwindigkeit sowie topographische Besonderheiten, wie das Gefälle oder Kurvenlagen: Die unterschiedlichen Belastungen im Bahnverkehr sorgen für Abnutzung am sogenannten Gleiskopf. Die Folgen sind sogenannte Schlupfwellen und andere Schäden. Das heisst die Fahrt fühlt sich unruhig an und Schäden würden langfristig auch die Sicherheit gefährden. Genau um diese Abnutzung auszugleichen, schleifen wir sämtliche Schienen und Weichen im BLS-Netz regelmässig – grösstenteils bei laufendem Betrieb. «Spätestens wenn wir während des laufenden Betriebs das Gleis 1 am Bahnhof Spiez schleifen werden, muss jeder Handgriff sitzen» bringt Nyffeler eine Herausforderung auf den Punkt. 

Ermüdenden Squats vorbeugen

Zur Vorbereitung dieser Arbeit wird die oft nur Millimeter umfassende Abnutzung der Fahrbahn und der Weichen regelmässig analysiert. Die Schienenprüfung ist insgesamt ein komplexes Feld und verschiedene Akteure und Tools sind relevant.

Zusammengefasst sind drei Hauptgründe ursächlich, dass eine Schienenbearbeitung ausgelöst wird: Sogenannte Rollkontaktermüdungen müssen beseitigt werden, eine Reprofilierung wird notwendig oder es gilt eine neue Anlage betriebsbereit zu schleifen.

Bei der Beseitigung von Rollkontaktermüdungen sind es vorrangig drei Arten von Schienenfehlern, welche korrigiert werden: Headchecks (feine Risse an der Fahrkante), Überwalzungen und meist eher überraschend auftretende Fahrkantenausbrüche. Zudem kann die Bildung von Squats (Anrisse auf der Fahrfläche) durch präventives Schleifen aktiv verhindert werden. Die Reprofilierung betrifft insbesondere den Schienenkopf. Dabei wird die ursprüngliche Kontur wiederhergestellt oder auch kleinere Wellen ausgebessert.

Während umfassende Schleifarbeiten auf grösseren Streckenabschnitten teilweise bis zu eineinhalb Jahre im Voraus geplant werden müssen, sind für Nyffelers Schleifteam mit dem neuen Fahrzeug jetzt auch kleine Korrekturen und das präventive Schleifen von besonders relevanten Weichen möglich.

Manuelle und digitale Fähigkeiten gefragt

Neben langfristig geplanten Arbeiten mit grossen Schienenschleifzügen auch flexibel auf akut auftretende Schienenfehler reagieren zu können, gehört nun zu den Stärken des neuen Schleifteams. Wie das Zweiwegschienenschleiffahrzeug in der Handhabung genau funktioniert, erklärt Christof Nyffeler im Video:

Frontansicht Weichenschleiffahrzeug

Nach der intensiven Vorbereitungsphase wird bei unserem Besuch deutlich: Das BLS-Schleifteam hat das Aufwärmen erfolgreich absolviert und ist bereit für die ersten Ernstkämpfe auf Gleis 1 in Spiez. Und so dürfte dem einen oder anderen Fahrgast schon bald die seidig glänzende Fahrbahn im BLS-Netz auffallen.

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