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Infrastruktur & Mobilität

Tschüss, lieber RBDe

Am 6. Dezember 2024 verabschiedet sich die BLS von ihrem letzten RBDe-Pendelzug. Über 40 Jahre war der RBDe für die BLS unterwegs und hat dabei Generationen von Reisenden transportiert. Mit seiner modernen Technik war er einst ein Pionier und ein Symbol für den Fortschritt der Schweizer Eisenbahn. Doch nun ist seine Zeit abgelaufen – aus wirtschaftlichen und technischen Gründen ist es nicht möglich, ihn weiterhin zu nutzen.

  

Das Fahrzeug ist Mitarbeitenden und Eisenbahnfans über Jahrzehnte hinweg ans Herz gewachsen. Um seine Bedeutung für die Eisenbahngeschichte zu würdigen, hat die BLS ihm zum Abschied einen Brief geschrieben:

Lieber RBDe

Nun ist es soweit – der Abschied steht bevor. Nach all den Jahren, in denen du uns immer sicher von A nach B gebracht hast, markiert der 6. Dezember 2024 das Ende deiner Ära. Es fällt uns schwer, dich auszurangieren, denn für so viele von uns Eisenbahnfans bist du mehr als ein Zug. Du bist ein Stück Geschichte, eine Erinnerung an Zeiten, in denen Technik, Komfort und Zuverlässigkeit neu definiert wurden.

Du warst ein Pionier in vielerlei Hinsicht. Als erster Zug in der Schweiz warst du mit Aussenschwingtüren ausgestattet und hast das Ein- und Aussteigen für viele Fahrgäste erleichtert. Deine elektrische Ausrüstung war so vielseitig ausgelegt, dass du sowohl im Regional- als auch im Schnellzugverkehr deine Arbeit verrichten konntest. Die Thyristor-Steuerung und das dadurch möglich gemachte stufenlose Anfahren brachte ein besonderes Komfortgefühl für unsere Kundinnen und Kunden.

Natürlich gab es im Laufe der Jahre auch Herausforderungen. Wir haben dich den Anforderungen an die Barrierefreiheit angepasst, du bekamst den Jumbo-Wagen mit Niederflureinstieg und wurdest mit Klimaanlagen ausgestattet, wo es möglich war. 

Deine Wappen und Taufnamen überreichen wir nun der BLS-Stiftung – schön, dass sie in Ehren gehalten werden. Dein technisches Herz lebt für den Autoverlad weiter, denn sieben deiner Steuerwagen haben wir komplett erneuert und für den Transport von Motorrädern und Velos umfunktioniert. Der Rest von dir wird jedoch verkauft oder verschrottet.

Am Freitag, den 6. Dezember 2024 um 07:34 Uhr fährst du ein letztes Mal von Bern nach Kerzers. Wir werden dich vermissen, lieber RBDe. Die Erinnerungen an die Fahrten mit dir, das Geräusch deiner Türen und das sanfte Fahrgefühl – sie alle werden bleiben. Merci vielmals, dass du über viele Jahre das Rückgrat der BLS-Flotte warst und unsere Fahrgäste zuverlässig an ihr Ziel gebracht hast.
 

Tschüss
Deine BLS

 

Der Lebenszyklus eines Zuges

Züge verkehren oft jahrzehntelang – von der ersten Inbetriebnahme bis zum letzten Einsatz. Im folgenden Abschnitt beleuchten wir die unterschiedlichen «Lebensphasen» unserer Züge:

Wie lange verkehrt ein Pendelzug im Normalfall?

Ein Zug hat üblicherweise eine Lebensdauer von 30 bis 35 Jahren, in denen er Millionen von Kilometern zurücklegt. Der RBDe 721-8 absolvierte beispielsweise beeindruckende 5'907'569 Kilometer. Wir rangieren Züge aus, wenn ihre Technik veraltet ist oder neue betriebliche Anforderungen sie unwirtschaftlich machen. 

Im Fall der RBDe-Pendel führten veraltete Technologien, hohe Reparaturkosten und neue Einsatzkonzepte mit automatischer Kupplung dazu, dass wir sie unter anderem durch modernere MIKA-Züge ersetzen.

Wie tragen wir Sorge zu unserem Rollmaterial?

Wir pflegen und warten unsere Züge regelmässig. Dazu gehören präventive Massnahmen wie Services und Revisionen, wobei wir beispielsweise Türen, Drehgestelle und Räder kontrollieren und reparieren.  Zudem führen wir zur Mitte der Lebensdauer oft ein umfassendes Refit-Programm an unseren Fahrzeugen durch. 

Die RBDe-Züge haben wir über ihre Einsatzzeit hinweg sorgfältig gewartet und modernisiert. Zu den Anpassungen gehörten neue Inneneinrichtungen oder Klimaanlagen für Fahrgasträume und Führerstände. Auch wurde der RBDe mit Niederflurwagen ausgestattet, damit die Fahrgäste stufenfrei ein- und aussteigen können. Diese Massnahmen verlängerten seine Einsatzzeit und erhöhten den Komfort für die Fahrgäste.

Was machen wir mit ausrangierten Zügen?

Vor der Entsorgung bauen wir in der Werkstätte Bönigen Komponenten aus, die für andere Flotten weiterverwendet werden können. Dazu gehören unter anderem Türen, Steuerungen und Kompressoren. Ausserdem entnehmen wir Betriebsstoffe wie Öl oder Klimamittel. Danach überführen wir die Züge an zertifizierte Entsorgungsunternehmen. Sie retournieren uns die wiederverwendbaren Komponenten, die für die Überfuhr benötigt werden. Bei der RBDe-Flotte sind das beispielsweise Drehgestelle, Puffer und Bremsventile. 

Beim RBDe haben wir zusätzlich sieben der Steuerwagen für den Autoverlad umgebaut und ein Pendel dem «Verein Pendelzug Mirage» verkauft. Zudem gehen die Wappen und Taufnamen der RBDe an die BLS-Stiftung, um ein Stück Eisenbahngeschichte zu bewahren.

 

 

Von Alvaro Angelucci

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