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Nur die Harten kommen ins Gleisbett

Wo der Gleisschotter herkommt

Der Steinbruch Balmholz legt im wahrsten Sinn des Wortes den Grundstein für die Fahrten der BLS-Züge.

Grosses Hollywood-Kino am Thunersee? Ein bisschen zumindest. Das hat mit dem Steinbruch Balmholz zwischen Merligen und Sundlauenen zu tun, auf den man auf der BLS-Schiffsstrecke von Thun nach Interlaken West einen guten Blick hat. Die Erklärung: Der sogenannte «Los-Angeles-Wert» gibt die Widerstandskraft von Gestein an.

Er wird ermittelt, indem Gestein und Metallkugeln in einer Trommel während einer gewissen Zeit aneinander reiben. Verlieren die Steine nicht mehr als 16 Prozent ihres Volumens, ist ihr Los-Angeles-Wert gut genug für den Einsatz im Gleisbett. Schottergestein ist grossen Belastungen ausgesetzt, eine hohe Druck- und Abriebfestigkeit sowie eine sehr gute Verwitterungsbeständigkeit sind deshalb unerlässlich.

Steine für den Alltag

Genau über diese Eigenschaften verfügt der Kieselkalk, der im Steinbruch Balmholz schon seit rund 140 Jahren abgebaut wird. Das Vorkommen dieses Hartgesteins ist in der Schweiz relativ selten: Für die Schweizer Bahnbetriebe braucht es jährlich 500 000 Tonnen Schotter, nur 300 000 können davon im Inland gewonnen werden. Das scharfkantige Bruchgestein ist also gefragt. «Mit Bahnschotter erzielen wir rund einen Viertel unseres Umsatzes», sagt Frank Waser, seit zwei Jahren Geschäftsführer der Balmholz AG mit ihren 32 Mitarbeitenden. Auch die BLS ist eine gute Kundin des Steinbruchs: Eine der letzten Lieferungen ging in die Werkstätte Oberburg, 602 Tonnen Schotter.

Mit durchschnittlich einer grösseren Sprengung alle zwei Wochen werden in Balmholz jährlich etwa 100 000 Kubikmeter Gestein abgebaut. Allerdings kann nur ein Viertel davon als Gleisschotter verwendet werden: Der grössere Teil der gewonnenen Steine verfügt nicht über den dafür erforderlichen Durchmesser von 3 bis 8 Zentimetern.

Steine vom Ufer des Thunersees werden an vielen anderen Orten genutzt: im Wasserbau, für Stützmauern oder andere Hochbauten (zum Beispiel für die Kirche Merligen), aber auch für die Schicht aus Kies und Sand, die unter dem Gleisschotter liegt. Mit Kies werden im Steinbruch zudem unter Beigabe des aus Erdöl gewonnenen Bindemittels Bitumen verschiedenste Asphalt-Beläge hergestellt. Die heissen Belagsgemische werden anschliessend mit Lastwagen zur Baustelle transportiert und gleichentags eingebaut.

Kampf gegen Vorurteile

Steingewinnung, wie sie in Balmholz betrieben wird, ist somit für unser alltägliches Leben von grösster Bedeutung. Trotzdem seien Steinbrüche in der Öffentlichkeit längst nicht unumstritten, sagt Frank Waser. «Oft heisst es: Ihr reisst ein Loch in die Landschaft und produziert dabei erst noch Lärm und Staub.» Für diese Vorbehalte hat der 45-Jährige allerdings nicht so viel Verständnis, denn die Anstrengungen des Unternehmens für einen schonenden Umgang mit der Umwelt seien gross. So sei in den vergangenen Jahren etwa mit der Umstellung auf Flüssiggas als Heizölersatz bei der Asphaltproduktion der CO2-Ausstoss markant gesenkt worden. Der Bahnschotter werde mit zwei Schiffen nach Thun transportiert und dort direkt auf Züge verladen. Mit Bauabfällen werde zudem der Aushub im Steinbruch langsam wieder aufgefüllt. «Und wir schaffen Tümpel als Lebensräume für bedrohte Amphibien», ergänzt Frank Waser.
Darüber hinaus werde von verschiedenen Instanzen sehr genau geprüft, ob an einem Standort die Natur- oder Gewässerschutzbestimmungen eingehalten würden. Waser: «Vom Moment, wo man einen Standort gefunden hat, bis zur entsprechenden Abbaubewilligung kann es gut und gerne 15 Jahre dauern.» Die Balmholz AG hat unlängst die Bewilligung für den Gesteinsabbau bis 2047 erhalten.

 

Text: Peter Bader
Bilder/Virtueller Rundgang: Nicole Ferrari/Karin Aslani

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